In unserer Serie über Sportlerinnen und Sportler am Gymnasium Norf, folgt nun der zweite Teil über Anna Grass. Viel Spaß beim Lesen!

Leistungssport zwischen Katastrophen und Hoffnung - Anna Grass

Vor zwei Jahren durften Anna und ihre langjährige Akrobatikpatnerin Xenia noch für eine großes Möbelunternehmen einen Werbevideo drehen und die Eleganz ihrer Teamleistungen zeigen. Das Werbevideo hat alleine bei YouTube fast 1 Mio. Aufrufe. Vom Kinderzimmer zum Akrobatik(t)raum: https://www.youtube.com/watch?v=_d0gMqUnc_o

Anna Grass KnotenhandstandMonate Später sollte es zur Europameisterschaft nach Israel gehen, um dort für Deutschland Medaillen zu erturnen. Jedoch folgt in der Vorbereitung der schmerzvollste Aspekte ihrer bisherigen Karriere.

"Meine Partnerin Xenia hat sich im August im Training verletzt. Es war kein besonderes oder neues Element sondern ein Element, dass wir wortwörtlich mit geschlossenen Augen konnten und seit mehreren Jahren vorgeführt haben. Sie ist beim Knotenhandstandt (Titelbild) frühzeitig abgerutscht und kopfüber gefallen. Natürlich stand Xenias Gesundheit an erster Stelle, aber den Moment kann man nicht in Wort fassen, denn ich fühlte mich auch in gewisser Weise schuldig. Die Ärzte haben eine 50/50 Chance aufgestellt, denn bis zur EM waren es nur noch 2,5 Monate. Dann hieß es: Gips. Der Arm war auch anschließend wie eingefroren und alles lief deutlich langsamer als erhofft. Unsere Trainer waren auch bereit unser Programm aufs Minimum runter zuschrauben, denn ein Aufgeben war ausgeschlossen, das komplette deutsche Nationalteam hatte Hoffnungen auf uns und somit war die Enttäuschung noch deutlich höher. Im Endeffekt hieß es dann: wir können nicht starten, aber trotzdem als Teammitglieder mitfahren (was schon mal soweit toll war). In Israel waren natürlich alle Augen auf uns gerichtet, es kamen sehr viele Fragen vieler, auch internationaler, Trainer, die das alles nicht fassen konnten."

Nur als Zuschauer bei der EM

"Unser Trainer war natürlich unglaublich traurig, er hat sich sehr große Sorgen gemacht und wirklich jede mögliche Sekunde investiert, aber leider ohne Erfolg. Es war super hart alle Freunde und Teammitglieder auftreten zu sehen und selber auf der Tribünen zu sitzen. Dennoch war es ein super schönes Erlebnis und wir haben uns für unser Team gefreut. Ich persönlich konnte sehr viele neue Ideen und Inspirationen sammeln, um motiviert in Deutschland neu zu starten. Aber leider wurde Xenias Arm nicht besser und bis heute ist sie nicht in der Lage normal zu trainieren. Ich trainiere schon seit 2011 mit Xenia zusammen und wir hatten bisher immer nur uns beide. Xenia und ich hatten eine sehr starke Bindung zu einander, wir zusammen großgeworden und durch dick und dünn gegangen. Ich werde sie als Menschen nie vergessen und sie hat sich auf jeden Fall einen Platz in meinem Herzen verdient. Auch heute noch ist es ziemlich emotional darüber zu reden, weil das eben ein Ende einen riesen Abschnittes meines Lebens ist.

Anna musste sich auf den Partnerwechsel vorbereiten und wollte gerade wieder neu beginnen und hoch motiviert neu starten. Dann folgte leider ein weitere harter Einschnitt in Annas Karriere: Das Coronavirus!

"Ich nicht wusste wie ich reagieren soll, denn unsere Trainingshalle ist für mich schon wie ein Zufluchtsort in dem ich meinen Alltag zur Seite schieben kann und tuen kann was ich liebe. Nichts desto trotz muss es weiter gehen! Wir begannen mit dem Zoom-Training, bei dem wir ca. pro Gruppe 5 Sportler sind. Zuhause ist man natürlich eingeschränkt, aber mit viel Willen ist alles möglich."

Das heimische Zimmer oder das Wohnzimmer wurden zum Coronatrainingszentrum umfunktioniert.

"Spagate zwischen Sesseln, Handstände auf dem Boden usw. oftmals war ich knapp davor etwas in meinem Wohnzimmer zu zerstören:) Außerdem hieß es jeden Tag eigenständiges Ausdauertraining zu machen. Ich variierte zwischen Joggen und Seilspringen pro Tag entweder 5km laufen, oder 2.000 Sprünge. An einigen Tagen ersetzte ich dieses mit einem Inlinerausflug, Fahrradtour oder einem langen Spaziergang mit einem Freund oder einer Freundin. Und zusätzlich muss auf die Ernährung geachtet werden, um unser Trainingsgewicht zu halten. Nebenbei besuche ich 2-3 mal das Fitnessstudio, um das zu schaffen, was in der Halle nicht möglich ist.

Vor drei Wochenende kam dann die gute Nachricht, dass Kaderathleten wieder in die Sporthalle dürfen und zumindest ohne Körperkontakt trainieren können."

Nach diesen zwei harten Einschnitten steht Anna aber vor einer hoffnungsvolleren Zeit

"Ich hab im Moment eine neue Partnerin und wir sind gerade in der Aufbauphase deswegen kann und darf ich da nicht allzu viel zu sagen, aber bisher sind wir auf einem guten Weg.

Mein Ziel abgesehen von allem im Moment, ist es wieder in die Routine und Topform zu kommen! Ich freue mich auf alles was kommt und bin bereit wieder Vollgas zu geben."

Wir sind gespannt!

Anna Grass im Interview mit Andreas Aust

 

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